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Yoga-Irrtümer #1: Im Yoga geht’s ums Dehnen
Yoga hat mit Akrobatik nichts zu tun
Dass der Gedanke auftaucht, im Yoga ginge es um maximale Beweglichkeit kann ich gut verstehen. Magazine und Bücher zu diesem Thema werden gerne mit kunstvoll verbrezelten Menschen geschmückt. Auch mich beeindruckt, was da so manche Yoga-Akrobatin mit ihrem Körper vollführt. Genauso wichtig wie das Staunen ob die Möglichkeiten von einzelnen ist dann aber auch die Erinnerung daran, dass a. nicht jede/r die körperlichen Voraussetzungen für diese Art von Haltungen hat und b. eine fortgeschrittene Yogapraxis nicht bedeutet, dass man seinen Unterschenkel als Kopfkissen verwenden kann. Nirgendwo in den alten Schriften steht, dass man nur in schwierigen, akrobatischen Asanas zur Erleuchtung findet.
Wenn du das Yoga Sutra von Patanjali mal zur Hand nimmst, dann wird dir sehr schnell klar werden, dass das Ziel von Yoga ziemlich wenig mit Körperhaltungen zu tun hat. Es geht vielmehr darum, die Gedankenwellen zu beruhigen. Und wenn du während der Praxis ständig zu deiner Mattennachbarin schielst oder dich mit den Yoginis auf Instagram vergleichst, dann macht das deinen Geist nicht ruhiger und ausgeglichener. Möglicherweise ist dann der nette ältere Herr, der sich kaum noch bücken kann, aber ganz bei der Sache und in Kontakt mit seinem Atem ist, Samadhi näher als du.
Asanas sollten (d)ein Gleichgewicht fördern
Auch über die Ausführung der Körperhaltungen findest du im Yoga Sutra klare Anweisungen: „Asana sollen gleichermaßen die Qualität Stabilität und Leichtigkeit haben.“ (zitiert nach T.K.V. Desikachar) Von Beweglichkeit ist auch hier keine Rede. Und die neuere Forschung belegt durch Studien: Hypermobilität führt eher zu Schmerzen und Verletzungsanfälligkeit. Um ein gesundes Gleichgewicht für deinen Körper zu erreichen, solltest du eine ausgewogene Yogapraxis üben, die den Zugewinn an Beweglichkeit durch Kraft absichert. Dehnübungen sollten durch stabilisierende Übungen zum Kraftaufbau und für eine starke Körpermitte ausbalanciert werden.
Mehr Stabilität & Ruhe finden
Aber auch auf geistiger Ebene können wir bestimmte Qualitäten durch unsere Yogapraxis fördern. Aus Sicht des Ayurveda nehmen wir dabei Einfluss auf unsere Doshas. Nun ist es so, dass in unserem westlichen Alltag häufig das Vata-Dosha dominiert, das mit dem Element Luft verbunden ist und u.a. für Bewegung und Schnelligkeit steht. Die meisten von uns sind vielen Eindrücken und einem hohen Tempo ausgesetzt, ständig am Multitasken und brauchen dafür sehr viel Flexibilität. Die Schattenseite ist, dass dies auch zu Instabilität und Unruhe – auf körperlicher und geistiger Ebene – führen kann. Was wir also häufig mehr brauchen als noch mehr Bewegung und Beweglichkeit, sind Stabilität, Erdung und Fokus.
Eine Yogapraxis, die für uns günstig ist, sollte sich also unseren individuellen Bedürfnissen und Möglichkeiten anpassen und für ein gesundes Gleichgewicht sorgen. Was das konkret bedeutet, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Wenn du von Natur aus ein eher geerdeter Kapha-Typ bist, dann darf deine Yogapraxis mehr Tempo und Fokus auf Beweglichkeit haben als bei einem Vata-Typen, den seine vielen Ideen, Gedanken und Impulse häufig überfordern und dem eher Konzentration gut tut.
Kein Workout, sondern ein Work-in
Bewundere also weiter gerne schöne Menschen und ästhetische Körper in akrobatischen Haltungen. Aber wenn möglich vergiss dabei nicht, worum es im Yoga wirklich geht.
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