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Pratyahara: Die Bedeutung, die Sinne zurückzuziehen
Was Pratyahara mit Bienen und Schildkröten zu tun hat und warum es sich lohnt die Sinne zu zügeln, erfährst du in diesem Artikel!
Pratyahara ist der fünfte Aspekt des achtgliedrigen Pfades von Patanjali und meint die Disziplinierung der fünf Sinne. Es folgt auf Pranayama (4. Stufe, Beherrschung des Atems) und führt zu Dharana (5. Stufe, Konzentration). Durch dieses „Sich-Nach-Innen-Richten“ eröffnet sich uns eine neue Welt.
Die Bedeutung von Pratyahara
Riechen, sehen, hören, fühlen und schmecken: Mit unseren Sinnen nehmen wir Kontakt zur Außenwelt auf. Als ich während meiner Yogalehrerausbildung zum ersten Mal die Bedeutung von Pratyahara hörte dachte ich nur „Warum sollte ich das wollen – meine Sinne nach innen wenden? Ich will die Welt entdecken, sie riechen, fühlen, schmecken…“ Heute weiß ich um die Bedeutung von Pratyahara.
Unsere Sinne sind wie schlecht erzogene Kinder. Wenn wir sie nicht zur Vernunft bringen beherrschen sie uns mit endlosen Forderungen. Pratyahara dreht das Ganze um. Wie eine Schildkröte, die ihre Gliedmaßen unter ihren Panzer zurückzieht und damit den Kontakt zur Außenwelt reduziert.
Die Innenwelt erfahren
In unserem Inneren gibt es alles, was es im Außen auch gibt: Licht, Schatten, Klarheit, Nebel… durch Pratyahara eröffnet sich uns diese Welt und der Geist wird zur Wahrnehmung von Feinheiten geschult die den Sinnen sonst verborgen blieben. Wir dürfen die Rolle der Sinneseindrücke nicht unterschätzen. Sie machen uns zu dem, was wir sind, weil sie das Unterbewusstsein beeinflussen. Starke Sinneseindrücke trüben den Geist. Und ein trüber Geist löst rücksichtslose Handlungen aus.
Pratyahara ist ein Resultat und keine willentliche Aktivität
In den Yogaschriften finden sich unterschiedliche Interpretationen von Pratyahara. In Patanjalis Yoga Sutra folgt Pratyahara nach Pranayama, der Beherrschung des Atems. Durch die Atembeobachtung und -regulierung sammeln wir unseren Geist. Auf diese Sammlung folgt Pratyahara: Das Zurücknehmen der Sinne von Objekten oder Gegenständen. Patanjali beschreibt Pratyahara daher als Resultat und nicht als willentliche Aktivität des Übenden.
Diese Sichtweise findet man auch in anderen Kommentaren. So schreibt Vyasa, einer der ersten Kommentatoren des Yoga Sutras:
„Wenn die Bienenkönigin auffliegt, schwärmen die Bienen hinterher, wenn die Bienenkönigin sich niederlässt, lassen sich auch die Bienen nieder. Eben so werden die Sinne beherrscht, wenn der Geist beherrscht wird.“
Die Entschlossenheit des Geistes reicht daher, um die Sinne auszurichten. In welche Richtung unsere Bienenkönigin – unser Geist – auch fliegt, die Sinne folgen ihm.
Eine Technik des Pratyahara ist die Konzentration auf den Punkt zwischen den Augenbrauen zu bringen (Ajna-Chakra, drittes Auge). Wie das geht, erzähle ich dir im nächsten Artikel.
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